Nachdem Claudias wunderschönes erdbeerrotes Fahrrad im Frühling 2007 auf dem Bahnsteig in Bitterfeld geklaut wurde, mußte ein neues her. Heiko hatte ja bereits ein Reiserad von Riese und Müller, das Riese und Müller Delite grey. Mit dem Service dieser Firma waren wir damals schon nicht zufrieden, allerdings haben wir kein anderes vollgefedertes Damenrad gefunden, das auch für Radreisen taugt, als das Riese und Müller Homage. Leider reihen sich die Service-Erfahrungen mit diesem Homage in die Ärgernisse mit Heikos Delite grey ein.
Schon der Fahrradkauf kompliziert
Der Rahmen sollte weiß sein. Wie sich später herausstellte, war Claudia damit Trendsetterin, denn weiße Fahrräder sind zur Zeit ziemlich IN.
Dummerweise war Riese und Müller nicht in der Lage, einen weißen Rahmen zusammen mit der Ausstattung zu liefern, die wir haben wollten (Nabenschaltung von Rohloff, Scheibenbremsen von Magura). [Update] Mittlerweile wissen wir auch warum: Riese und Müller bezieht die Räder komplett montiert aus Taiwan. Sie beschäftigen in Deutschland nur 24 Mitarbeiter.[/Update]
Also haben wir uns das Fahrrad selbst zusammengestellt.
Verbogene Schwinge
Schon im ersten Urlaub, also im Sommer 2007, gab es große Schwierigkeiten mit dem Rad. Das Rad war zwar nicht schwer beladen, jedoch gaben die beiden M5-Schrauben, mit denen der Pletscher Ständer am Ausfallende befestigt war, nach. Durch den nun etwas gelösten Sitz des Ständers veränderten sich die Hebelverhältnisse am Ausfallende derart ungünstig, daß sich beim Abstellen des Rades auf einmal das gesamte Ausfallende verbogen hat.
Hier nun in aller Kürze, was sich daraufhin ereignet hat:
- Nach unserer Rückkehr Ende August 2007 ließen wir das komplette Fahrrad zur Begutachtung zu Riese und Müller schicken.
- Zwei Wochen später, einem Montag, hatte Heiko telefonischen Kontakt mit Herrn Horsch von Riese und Müller – dieser hatte sich das Rad noch nicht angesehen.
- Eine weitere Woche später meldete sich Herr Horsch telefonisch – überraschenderweise waren wir selbst Schuld daran, daß das Ausfallende verbogen war, er bot uns aber an, wenn wir uns an den Reparaturkosten mit 200 Euro beteiligen, würde er selbst das Rad sofort zum nächsten freien Reparaturplatz bringen, damit es dort wieder instandgesetzt würde. Wir haben dem zugestimmt.
- Als das Homage am Freitag immer noch nicht wieder zurück in Halle war, hat Heiko erneut bei Riese und Müller angerufen. Herr Horsch konnte sich nicht mehr an die Zusage erinnern, daß das Rad sofort repariert werden würde. Weitere Versuche, Herrn Horsch zu erreichen, blieben ergebnislos, so telefonierte er um 11:35, um 11:50 hieß es, er sei den ganzen Vormittag in einer Besprechung.
- Heiko schilderte daraufhin per E-Mail den ganzen Vorgang der Geschäftsleitung.
Spät abends erreichte uns dann folgende Antwort:
Sehr geehrter Herr Hartje,
vorab möchte ich mich für die Unanehmlichkeiten die Ihnen entstanden sind entschuldigen.
Von dem Herren Müller der momentan in Urlaub ist erreicht mich soeben Ihre Nachricht.
Herr Horsch ist aktuell schon in seinem wohlverdienten Wochenende, weshalb ich ihn zu
den von Ihnen geschilderten Vorwürfen jetzt nicht befragen kann.
Ich habe mich aber soeben in der Werkstatt und im Versand persönlich informiert und kann
Ihnen versichern, dass das Fahrrad heute von der Spedition abgeholt wurde.
Um diese Uhrzeit kann ich leider niemanden mehr bei der Spedition erreichen um Ihre Sendung
zu verfolgen, jedoch müßte mit sehr großer Wahrscheinlichkeit Ihr
Fahrrad am Montag ausgeliefert werden.
Ich weiß nicht ob ein Missverständnis zwischen Ihnen und Herr Horsch
vorlag oder ob es technische Verzögerungen gab.
Leider ist aber aufgrund der vergangen großen Fahrradmessen und mehreren
unglücklicher Krankheitsfällen die Serviceabteilung
momentan in einem Kapazitätenengpass. Auch wenn es bei Ihnen einen
anderen Eindruck hinterlassen hat,
so hatte Ihr Fahrrad trotzdem für uns eine hohe Priorität.
Ich hoffe das Ihrer Fahrradfahrfreude in Zukunft nun nichts mehr im Wege steht.
Mit freundlichen Grüßen
Markus Riese
riese und müller GmbH
Haasstr. 6
64293 Darmstadt
Tel.: 06151/366860
Fax: 06151/3668641
e-mail: markus@r-m.de
Am darauffolgenden Montag trudelte das Rad hier ein. Heiko hat sofort festgestellt, daß anstelle der M5-Schrauben nun Schrauben der Größe M6 verbaut worden waren. Die Schraubenköpfe waren mit je einem Pärchen Nordlock-Schreiben gegen von Schwingungen ausgehendes Verdrehen gesichert. Offensichtlich hat es dort Stabilitätsprobleme gegeben, sonst hätte man sich bei Riese und Müller nicht veranlaßt gesehen, im laufenden Betrieb die Schwinge zu ändern und auf eine andere Gewindegröße umzusteigen. Heikos E-Mail an Herrn Riese:
Als ich das Rad gestern abgeholt habe, sah ich sofort, daß die neu
angebaute Schwinge eine andere ist, als vorher montiert war.
Komischerweise verwenden Sie jetzt Schrauben der Größe M6 zur
Befestigung des Ständers. Bei dem zu Ihnen geschickten Rad war es noch
M5. Und der Rahmen war keine acht Wochen alt. Vielleicht können Sie
mir das erklären? Haben Sie mir acht Wochen bevor ich Ihnen mein
defektes Rad schickte ein Modell geschickt, das nicht mehr „up to
date“ war?
Noch mehr verwundert mich jedoch Ihr Anschreiben an das Fahrradies
bzgl. des Rades, daß eine nicht richtig montierte Seilzuführung zur
Rohloffnabe der Auslöser des Ganzen gewesen sein soll. Das ist
natürlich Blödsinn. Schaltbox und Ständer haben sich während der
Montage nicht berührt. Glauben Sie im Ernst, daß der Monteur des Rades
auf die Idee gekommen wäre, am Rahmen rumzubiegen, damit der Ständer
paßt? Müßten dann nicht an der Klickbox Druck- oder Reibstellen zu
sehen sein? Wie kommen Sie darauf, so etwas zu behaupten? Fällt Ihnen
nichts anderes ein? Vielleicht war ja die alte Ständeraufnahme, die
schon bei meinem Delite grey nicht gehalten hat, einfach nicht
geeignet (und deshalb auch nie vom TÜV abgenommen).
Eines möchte ich noch loswerden, das Rad war nicht komplett montiert.
Sie hatten es versäumt, die Trailermatic wieder an ihrem
ursprünglichen Platz festzumachen. Auch die beiden Tachosensoren waren
nicht montiert. Kleinigkeiten, die das Bild des Ganzen formen.
Irgendwie schade.
Die Antwort von Herrn Riese darauf ist folgende:
wir haben seit 7 Jahren den Pletscherständer mit M5 bei unseren Rädern im Einsatz.
Andere Fahrradhersteller verwenden auch schon seit dieser Zeit den Ständer mit M5.
Die Firma Pletscher findet diesen Ständer nach wie vor gut so.
Trotzdem bin ich persönlich der Meinung, dass eine Verschraubung mit M6
mehr Sicherheit bei Fehlbedienung aufweißt.
Dementsprechend haben wir uns entschlossen langsam unsere Modelle in einem
„running change“ auf M6 umzustellen.
Daher wird es für eine gewisse Zeit bei r-m sowohl M5 als auch M6 als
Ständerbefestigungsschrauben geben.
Und hinsichtlich der fehlenden TÜV-Abnahme:
Sie haben sicher Recht, dass dies eine vorschnelle Vermutung unseres
Monteurs war aufgrund verschiedener Indizien war.
Persönlich könnte ich mir auch andere unsachgemäße Szenarien vorstellen
(die ich bisher nicht geprüft habe, da sie extrem unsachgemäßes verhalten
vorsaussetzen) wie es zu diesem verbogenen Ausfallende kam. Selbst
Vandalismus auf der Straße kann ich nicht ausschließen.
Letztendlich können wir nur feststellen, dass man im normalen Betrieb auch
bei gröbster Behandlung das Ausfallende nicht verbiegen kann.
(Deshalb haben wir auch nach tausenden von Fahrrädern nie solche verbogenen
Ausfallenden gehabt.)
Und schließlich, warum das Rad nicht vollständig montiert zurückgeliefert wurde:
Unser Monteur hätte eine andere Variante der Kabelverlegung gewählt.
Da dies aber auch in gewisser Weise Geschmackssache ist, wollte er nicht
seine Version aufdrängen.
Leider ist Herr Riese nicht darauf eingegangen, warum wir nur acht Wochen vorher eine technisch veraltete Schwinge erhalten haben. Dabei haben wir es bewenden lassen.
Abgeplatzte Pulverbeschichtung
Anfang 2008 löste sich die Pulverbeschichtung im Bereich um die Sattelstütze. Ausgelöst wurde es ziemlich sicher durch einen alltäglichen Umgang mit einem schweren Schloß, dessen Benutzung bei diesem Fahrrad aber auch verständlich erscheint, oder?
Das Rad wurde nach Najas Geburt zur Begutachtung zu Riese und Müller geschickt, da Claudia das Rad nun sowieso erstmal nicht gebrauchen konnte. Vier Wochen später erhielten wir über das Fahrradies folgende Nachricht: Riese und Müller erkennt den Lackschaden nicht an. Aber: Der betreffende Mitarbeiter sei schon in die Weihnachtsferien gegangen. Und ein anderer Mitarbeiter hat das Rad dort stehen sehen, und sich gedacht, daß der Rahmen getauscht werden müsse, und weil er gerade nichts zu tun hatte, hat er Rahmen und Schwinge getauscht. Wir haben lediglich für ein neues Schutzblech und einen Reflektor einen geringen Obulus gezahlt und haben nun einen neuen Rahmen. Bei diesem allerdings hält die Beschichtung an dieser Stelle komischerweise ...
Abgeplatzte Pulverbeschichtung, Teil II
Die Aussage, daß die Beschichtung nun halten würde, müssen wir zurücknehmen. Nach einem Jahr der Benutzung zeigen sich an dem Rahmen die gleichen abgeplatzten Stellen. Das läßt zwei Schlüsse zu:
- Claudia ist zu ruppig
Claudia benutzt das Fahrrad einfach zu rüde und schenkt der Werterhaltung ihres Rahmens keine Beachtung.
- Systematisch fehlerhafte Pulverbeschichtung
Es könnte ja sein, daß das weiße Pulver spröder ist als das graue Pulver von Heikos Reiserad, denn dort treten die Probleme nicht auf.
Ersteres schließen wir aus. Vermutlich schließt Riese und Müller letzteres aus – gefragt haben wir aber nicht.
Verbogene Schwinge, Teil II
Auch unser erstes Problem, die verbogene Schwinge, ist seit dem Sommerurlaub 2010 in Norwegen wieder da. Nach dem von uns bezahlten Tausch und dem darauffolgenden Tausch wegen der abgeplatzten Beschichtung handelt es sich ja mittlerweile um die dritte Schwinge.
Wir können das Problem nicht erklären. Äußerlich sind die gefrästen Ausfallenden an Heikos Delite grey und Claudias Homage identisch. Während an Claudias Fahrrad nun zum zweiten Mal das Ausfallende verbogen ist, hält Heikos Ausfallende weiterhin der Belastung stand, obwohl Heikos Fahrrad ungleich höher beladen ist. An seinem Rad ist in Norwegen sogar der Ständer abgebrochen, und die Schwinge ist immer noch nicht verbogen. Es ist wirklich rätselhaft.
Frühjahr 2014: gebrochener Gepäckträger
Im Frühjahr 2014 ist der Packtaschenadapter (PTA) direkt unter der Befestigungsschraube gebrochen. Riese und Müller verkauft die Rahmen mit einer Garantie von 25 Jahren. Da es sich bei diesem Teil nicht um den Rahmen handelt, und wir die Argumentation und die Ausreden dieser Firma bereits vorher kennen, haben wir auf eine Reklamation verzichtet. Immerhin hat es sieben Jahre gehalten und kostet nur 30 Euro.
Anfang 2014 ist an Claudias Riese und Müller Homage der Abstandshalter vom Gepäckträger gebrochen, und zwar genau dort, wo sich die Bohrung für die Befestigungsschraube befindet.
Zur Bildergalerie
Mai 2014: gebrochene Schwinge
Nachdem im letzten Jahr die Schwinge von Heikos Riese und Müller Delite grey gebrochen ist, machte im Mai Claudias Rahmen durch Knackgeräuse beim Einfedern auf sich aufmerksam. Heiko vermutete zunächst einen Defekt in der Adapterplatte der Rohloffnabe. Eine genauere Untersuchung ergab jedoch, daß das Frästeil, das an Claudias Homage immer wieder Probleme macht, nun an zwei Stellen gebrochen ist. Und das, obwohl Claudia immer die leichten Taschen hat. Es ist sehr rätselhaft.
Im Mai 2014 ist die Schwinge am linken CNC-Frästeil vor dem Ausfallende gebrochen.
Zur Bildergalerie
[Update 2014-08-18]Riese und Müller gewährt auf Kulanz eine neue Schwinge. Den Umbau derselben (100 €) müssen wir indes selbst bezahlen.[/Update]
Sommer 2014: defektes Schwingenlager
Das rechte Kugellager der Schwinge ist kaputt. Wird nicht mehr repariert, denn:
Jetzt ist Schluß
Auch das Schwingenlager an Heikos Riese und Müller delite grey hat den Geist aufgegeben.
An diesem Tag fiel die Entscheidung: Sowohl dieses Riese und Müller Homage als auch Heikos delite grey bekommen neue Rahmen. Anfang Dezember 2014 sind wir bei der Firma Norwid gewesen, haben uns vermessen lassen und zwei neue Rahmen bestellt. Die kommen (hoffentlich) Mitte April 2015.
Fazit
Es ist schon merkwürdig, wie man in sieben Jahren zwei Rahmen und vier Schwingen verschleißen kann. Die Qualität von Rahmenmaterial und Pulverbeschichtung kann bei Riese und Müller nicht überzeugen. Darüberhinaus ist die Konstruktion des Ausfallendes mit der integrierten Befestigung des ESGE-Ständer Murks.
