Matsch? Sand? Steigungen? Nicht am Frosch-Radweg in der Oberlausitz.
Nachdem wir uns auf den vergangenen Touren am Saale-Radweg und in Polen so einigen Herausforderungen gestellt haben, ist es Ostern 2014 Zeit, mal einen Gang runterzuschalten und eine entspannte Runde zu drehen. Dafür ist der Frosch-Radweg perfekt geeignet. Die 274 km durch die Oberlausitz sind problemlos wegzuradeln. Ein Großteil der Strecke besteht aus Wohlfühlasphalt. Nur einige kurze Strecken führen auf unbefestigten Wegen durch Wald und über Wiesen und machen den Frosch-Radweg damit zum idealen Ziel für Familien mit Anhänger oder Schon-Selbst-Fahrern der nächsten Generation.
Karte
Eckdaten
Tage: 5
Kilometer: 205
Höhenmeter: 750 m
Hoyerswerda – Neustadt (Spree) – Schleife – Bad Muskau – Rothenburg (Oberlausitz) – Niesky – Neschwitz – Wittichenau – Lauta
Vorbereitung
Schon einige Jahre steht der Frosch-Radweg auf unserer Liste. Ein Geheimtip soll er gar sein. Bisher hat es nicht geklappt, die Oberlausitz zu besuchen. Im Frühjahr 2014 ist es endlich soweit.
Wir entscheiden die Osterreise in Hoyerswerda zu beginnen. Die Kleinstadt liegt direkt am Frosch-Radweg und ist von unserer Heimatstadt Halle an der Saale aus prima mit der S-Bahn über Leipzig zu erreichen.
Die Tour
Fahrtzeit: einige Seiten spannendes Buch oder ein Hörspiel und Mittagessen im Zug – also ziemlich genau drei Stunden – für diejenigen unter uns, die Uhren besitzen. Erfreulicherweise fallen wir beim Umstieg im neuen Leipziger Tiefbahnhof von einer S-Bahn in die andere. Klein Gleiswechsel, kein Gerenne, keine nicht-funktionierenden Aufzüge oder Rolltreppen. Ein Radlertraum.
In Hoyerswerda angekommen, kaufen wir auf dem wenig besuchten Markt Proviant und stürzen uns ins Abenteuer. Nachdem wir den Mief der Stadt verlassen haben, liegen vor uns fünf Tage, an denen wir die etwa 200 km der leicht abgekürzten Runde erradeln wollen. Wir passieren die ersten Kilometer durch heideähnliche Landschaft und rasten zum Vesper am Scheibe-See, wo wir die Sonne genießen. Über die beschaulichen Orte Burg, Burghammer und Burgneudorf kommen wir zur Spree, wo wir für die erste Nacht unser Lager an einem idyllischen ruhigen Plätzchen direkt in der Aue aufschlagen. Kein Mensch weit und breit. Nur Wühlspuren auf der Wiese, ob wir heute Nacht Besuch von Wildschweinen bekommen? Nach den allabendlichen Nudeln krabbeln wir in die Schlafsäcke. Dort stellt sich Claudia beim nächtlichen Aufwachen die Frage, wo sich jetzt gleich nochmal die Komfortzone ihres 400-€-Schlafsacks befindet. Bei -5 bis 0 Grad? Wieso friert sie dann? Trotz Superdaune und Taschenofens, den sie mit den Füßen umklammert? So kalt kann es unmöglich sein – laut Wettervorhersage. Als Jannis morgens die Edelstahl-Trinkflasche greift und es darin kräftig klimpert, ist alles klar: kräftiger Frost.
Nach einer kalten Nacht an der Spree wärmen wir uns morgens die steifen Glieder am Lagerfeuer.
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Heiko macht ein Frühstücks-Aufwärmfeuer und wir stärken uns mit Brei und Brot für den Tag. Die Sonne kommt heraus und es wird ein schöner Tag. In Neustadt verlassen wir die Spree und fahren über kleine Landstraßen nach Schleife zum Sorbischen Kulturzentrum. Dort bewundern wir die Ausstellung der Sorbischen Eier, Jannis kauft sich ein lustiges Kinderbuch über einen Hund namens RIFKO, das wir fortan abends im Zelt lesen und Claudia kauft für unsere kartoffelverliebte Tochter ein Kartoffelkochbuch. Nicht mitnehmen konnten einen Bildband 100 alter sorbischer Menschen mit dem Titel „Bevor Du gehst“. Neben den Sorbischen Eiern gibt viele Bücher in sorbischer Schrift und natürlich Federkiele zum Bemalen der Eier zu kaufen. Ein Museum hingegen gibt es nicht, es sind aber einige Puppen zu sehen, die in Schleifer Trachten gekleidet sind, und es gibt ein paar Infotafeln. Die MitarbeiterInnen sind sehr freundlich und auskunftsbereit. Jannis und Naja bekommen zum Abschied und als kleine Ostervorfreude Schokoeier geschenkt.
In Schleife leben die Schleifer Sorben, die einen eigenen Dialekt sprechen und eine eigene Tracht haben. Besonders bekannt sind die Schleifer Trachten für ihre Stickereien. In das ehemalige „Sumpfland“ der Lausitz zogen sich die Sorben schon vor dem 9. Jahrhundert zum Schutz vor Feinden zurück. Heute wird die Tradition gelebt: Es gibt Feste die den Jahreslauf begleiten, sorbische Lieder und Märchen. Besonders amüsiert hat uns die Grünfläche im Ortskern, die über eine Sprenkleranlage bewässert wird. Für den schlauen Radfahrer eine gute Möglichkeit, die Taschen zu reinigen oder im Sommer eine kleine Dusche zu nehmen.
Friedrich Hermann Rötschke ließ ab 1860 in fast zehnjähriger Bauzeit über den 35 m breiten Rakotzsee (Rakotz = sorbisch für Krebs) einen halbkreisförmigen Brückenbogen aus Basalt- und Feldsteinen errichten. Dieser spiegelt sich im Wasser zu einem vollständigen Kreis wider. Der See befindet sich im Azaleen- und Rhododendronpark Kromlau.
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Wir verlassen Schleife und tingeln weiter über die Dörfer, besichtigen die Rakotzbrücke nahe Kromlau und erreichen am Nachmittag Bad Muskau. Dort kaufen wir ein und fahren dann – ja, das ist erlaubt – durch den zauberhaft idyllischen Fürst-Pückler-Park, in dem man sich gut und gern einen ganzen Nachmittag vertreiben kann. Im Park treffen wir auf die Neiße, bewundern das Prinzessinnenschloss und fahren dann weiter auf dem Frosch-Radweg, der hier auf dem Neiße-Radweg verläuft. Nach wenigen Kilometern stoßen wir auf den Kanuanlegerplatz in Sagar. Dort gibt es eine Feuerstelle, ein Trockenklo und wir lassen uns hier für die Nacht nieder.
Der Kanuanlegerplatz in Sagar befindet sich vor dem Deich und ist damit kaum einsehbar. Es gibt eine Lagerfeuerstelle und ein Trockenklo. Warum sollten wir hier also nicht zelten?
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Am Karfreitagmorgen erwachen wir mit leichtem Tröpfeln auf dem Zeltdach. Heiko schmeißt das Kelly Kettle an und macht Tee und warmen Frühstücksbrei. Wir lungern ein wenig länger als gewohnt im Zelt rum, was jedoch dem Bewegungsdrang der Kinder zu wenig Raum lässt. Im Regen spielen wollen Brüderchen und Schwesterchen aber auch nicht. Komisch. Um die Nerven aller Beteiligten zu schonen, beschließen wir gegen 10 Uhr, daß es jetzt reicht. Abfahrt. Blöd nur, daß irgendwie niemand daran gedacht hat, die Regenhosen der Erwachsenen einzupacken. Hmm. Das gibt kurzzeitig lange Gesichter, aber Petrus meint es wohl gut mit uns und beschließt, daß ein paar Tropfen wohl genügen. Claudia verwirft den kurzzeitig geschmiedeten Abbruchsplan und zieht einfach eine total unstylische aber superwärmende 200er Fleecehose über das peppig-freche Outdoorröckchen und rauf auf den Gaul. Weiter geht's.
Durch das Neißetal fahren wir, unser Traumreiseland Polen in Ruf- und Sichtweite, Richtung Skerbersdorf und Pechern. Die Landschaft ist geprägt durch Wald und Wiesen, kleine verstreute Höfe und gefühlte tausend Jägerstühle. Stets unbemannt. Ist ja auch keine Dämmerung. Leider fehlt in der Aufzählung die Pizzeria, in die wir uns an Regentagen zur Mittagszeit gern verkriechen, um zu schmausen und uns aufzuwärmen. Die einzige Einkehr weit und breit in Skerbersdorf hat vor zwei Monaten dicht gemacht. Davon lassen wir uns nicht schrecken, ein trockener Unterstand mit Aussicht auf die Neiße ist schnell gefunden. Wir essen Brote, Obst und ein auch ein wenig Gute-Laune-Schokolade und wärmen die klammen Hände an heißem Tee. Idyllisch geht's weiter durch den Märchenwald. Nadelgehölze soweit das Auge reicht. „Da siehste ja den Wald vor Bäumen nicht“, stellt Heiko treffend fest. In Pechern bestaunen wir die Fachwerkkirche – wer sich das Innere anschauen möchte klingelt einfach bei den Nachbarn – sagt ein Schild an der Kirchentür. Da Karfreitag ist, möchten wir niemanden aus dem Haus klingeln und belassen es bei der Außenansicht und fahren weiter. Durch den Wald. Nach einer rasanten Abfahrt steht Rotwild am Wegesrand, flüchtet aber natürlich ob des menschengemachten Lärms. So richtig leise unterwegs ist man eben auch mit dem Velo nicht. Freude trotzdem bei Groß und Klein.
In Lodenau kommen wir dann doch noch zu unserer Radler-Einkehr. Es gibt Pommes und Spiegeleier. Ob wir der Wirtin mit unserem Besuch eine Freude machen ist fraglich. Die Kinder erfreuen sich draußen vor der Einkehr noch an einer zutraulichen Katze. Wir fahren weiter und passieren Steinbach, einen Ort mit einem großen alten Gut, und wir entscheiden uns dort für die Abkürzung nach Rothenburg, die uns für zehn Kilometer weiter auf dem Neiße-Radweg Richtung Campingplatz und warme Dusche bringt. Aus den zehn Kilometern werden fünfzehn, denn die Orte ziehen sich hier manchmal wie Kaugummi. Aber irgendwann hat auch der längste feuchtgesprenkelte Radlertag ein Ende. Der Neiße-Tours Campingplatz am Ortsende von Rothenburg liegt 300 m von der Neiße entfernt und besteht aus einer eingezäunten Wiese. Kleine Büsche umgeben das Gelände, eine Handvoll Reisender steht schon auf dem Platz – alle im Wohnmobil oder Wohnwagen. Wir ärgern uns ein wenig über den Preis: 24 € in der Vorsaison für einen unbeheizten Gruppenduschraum, weder Aufenthaltsraum noch Austattung in der Camper-Küche – also nicht mal ein Topf oder Wasserkocher, geschweige denn Sitzmobiliar. Finden wir ganz schön happig. Zum Trost kaufen wir vom freundlichen Platzwart ein Trostbier, bei dem wir den Abend nach dem Abendessen ausklingen lassen. Ein freundlicher Wohnmobilfahrer-Papa lädt unser mobiles Hörspiel-Abspielgerät. Zumindest ist es ruhig. Also abgesehen von den klappenden Autotüren.
Für den nächsten Tag ist Sonne angesagt. Als wir morgens die Köpfe aus dem Zelt stecken, können wir sie zunächst durch den dichten Nebel noch nicht erkennen. Ein Feuer wärmt uns und trocknet die feuchten Schuhe. Merke: Neben Regenhosen nächstes Mal auch neue Gore-Tex-Schuhe oder Gummistiefel einpacken. Die Kinder stören sich weder am Nebel noch an der fehlenden Sonne. Sie spielen mit einem freundlichen Vierbeiner und bevölkern den Spielplatz. Wir fragen uns beim Packen, wie es die Wohnmobilistenkinder es so lange „drinnen“ aushalten. Oder ist der Freiheitsdrang unserer Kinder einfach so viel größer? Andere Camper räumen Tische, Stühle, riesige Kocher und all möglichen anderen Kram nach draußen. Ich bin froh, daß wir „so wenig“ dabeihaben und sich das Aufräumen und Packen daher in Grenzen hält. Aufräumen muß man schließlich schon zuhause.
Morgens an der Feuerstelle auf dem Campingplatz in Rothenburg an der Neiße.
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Wir verlassen den Campingplatz Richtung Supermarkt, um uns für drei Tage zu versorgen. Plus heimlichen Kauf von Osterschnickschnack, um unsere sensible Tochter vor ihrer großen Angst zu bewahren, der Osterhase könne uns womöglich draußen nicht finden. Also bleibt Mama einfach unbemerkt ein wenig länger im Supermarkt und kauft – Schande auf ihr Haupt – unökologische gekocht-gefärbte Eier und ebenfalls unökologische Schokoladeneier und -hasen. Was muß das muß. Vor dem Supermarkt kaufen wir an einem kleinen Stand noch Äpfel von einem freundlichen polnischen Paar, das wir zu ihrer Überraschung in ihrer Landessprache begrüßen. Wir bleiben auf einen kleinen Plausch stehen und die Kinder bekommen polnische Osterschnuckelchen geschenkt, die sie sofort begeistert verspeisen. Gedanken an die letzten drei zauberhaften Sommer in Polen steigen in uns auf.
Trotz aller Nostalgie, der „Rückweg“ nach Hoyerswerda will angetreten sein, und so treten wir den Weg Richtung Niesky an. Die Sonne zeigt sich nun langsam, und wir ziehen die eine oder andere Lage aus, radeln auf abgelegenen, kaum befahrenen Wegen. Naja fährt jeden Tag mehr und läßt sich auch von schwieriger Wegstrecke nicht bremsen. In Niesky tauchen wir am örtlichen Einkaufszentrum in die Atmosphäre der Kleinstadt ein, essen Eis, bestaunen die Fertigholzhaussiedlung. Die ortsansässige Firma Christoph & Unmack fertigte hier bis zum Ende des 2. Weltkriegs die ersten industriell gefertigten Fertigholzhäuser, neben Wohnhäusern auch Kirchen oder Flugzeughallen. Unser Weg führt uns weiter über kleine Landstraßen durch kleine Ortschaften. Wir campieren wild zwischen Diehsa und Groß Radisch am Wald, wo uns doch tatsächlich der Osterhase findet. Große Freude bei den Fünf- und Siebenjährigen.
Die Kinder haben Sorge, daß uns der Osterhase auf unserer Radtour in der Oberlausitz nicht finden würde. Das Gegenteil ist offensichtlich der Fall.
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Der Morgen ist sonnig und warm und wir machen uns wieder auf den Weg, vorbei am Monumentberg, und von dort geht es eigentlich nur noch bergab. Die Aussicht ist wunderbar und wir bleiben ein paar Mal stehen, um sie zu genießen. Es geht weiter durch Seen- und Teichlangschaft, idyllisch ruhig am Feiertag. Nachmittags machen wir Eispause an einem kleinen „Feriendorf“, die Kinder beschäftigen sich mit Ziegen und Schafen, spielen in einem Boot, wir halten die Gesichter in die Sonne. Später geht es weiter durch den Wald, vorbei an einem blaugrünen Waldsee, der von Hütten umstellt ist. Im Sommer darf man hier als Besucher aber eine Badepause einlegen. Wir schlafen kurz vor Neschwitz an einem Kieswerk. Hinter dem Zaun des Kieswerks stehen plötzlich fünf Rehe, die uns neugierig in den Nudeltopf schauen.
Am Ostermontag machen wir uns nach einem sonnigen Frühstück auf nach Neschwitz und besuchen dort das Alte Schloß, den Schloßpark und die auf dem Gelände befindliche Ausstellung der Vogelschutzwarte Neschwitz. Die Ausstellung ist klein aber sehr schön und informativ, auch die Kinder haben ihren Spaß, hören Vogelstimmen und sind begeistert vom Flugsimulator, bei dem sie auf großen Schwingen das Vogelschutzgebiet erkunden. Es gibt viel Infomaterial, Bastelbögen, Geschichtenhefte u.a. zum Mitnehmen. Der Einritt ist günstig. Erwachsene 2 €, Kinder ab 6 Jahren 1 €, Kinder bis 6 Jahre frei, Ermäßigung möglich. Am Schloß, in dem man heiraten kann, gibt es Volieren des Vogelschutzbundes, in denen Fundtiere gepflegt werden. Das barocke Schloß steht heute auf den Grundmauern einer ehemaligen Wasserburg und diente als Sommerresidenz und nach dem Zweiten Weltkrieg auch als Kindergarten. Heute nutzt die Gemeinde das Alte Schloß für Ausstellungen oder Trauungen. Schloß, Park und die Ausstellung sind sehenswert. Die Hauptwege des Parks dürfen mit dem Rad befahren werden.
Wir raffen uns auf und fahren weiter über Land, durch Wald, Wiesen und Felder, sehen Störche. Fast alle Ortsschilder haben hier deutsche und sorbische Namen, die weiß-gelbes Flagge Niederschlesiens winkt uns überall entgegen, schaut aus Fenstern und zeigt die Liebe und den Stolz der Bewohner für ihren Landstrich. In Ralbitz/Ralbicy besuchen wir den denkmalgeschützten katholischen deutsch-sorbischen Friedhof. Alle Gräber haben hier die gleiche Form und jedes Grab hat ein strahlend weißes Holzkreuz mit goldener Inschrift. Auf diesem Friedhof wird der Reihe nach beerdigt, niemand weiß, wo sich sein Grab einmal befinden wird. Familiengräber gibt es nicht. Das Prospekt der Kirche verweist auf die Gleichheit vor Gott und auf die erleichternde Wirkung der weißen Kreuze.
Denkmalgeschützter Friedhof in Ralbitz mit mehr als 300 einheitlichen weißen Holzkreuzen. Die Menschen, auch Ehepartner, werden nicht paarweise beerdigt, sondern einzeln dort, wo der nächste Platz frei ist. Das soll die Gleichheit vor Gott unterstreichen.
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Neben der Kirche finden wir an einem Haus einen Hinweis, daß dort ökologische Waren verkauft werden. Da wir vergessen haben, Gemüse für unsere abendlichen Nudeln zu kaufen, wollen wir gern Kunde sein. Heiko klingelt und fragt. „Erst ab vier“ sagt eine Frau. Schade, denken wir und fahren weiter, da erst zwei Uhr ist. In anderen Ländern erfreuen wir uns immer sehr am grauen Markt und kleinen Ständen an der Straße. Aber das ist wahrscheinlich nicht schick genug für Deutschland. Wir fahren weiter und gönnen uns ein letztes Urlaubseis in Wittichenau, einer verschlafenen Kleinstadt. In Neudorf-Klösterlich fragen wir in einem kleinen Restaurant nach Wasser. Die Dame ist wenig erfreut, willigt dann aber doch ein, etwas von ihrer kostbaren Rohrperle in unsere zwei Trinkflaschen zu füllen. Als wir frech einen draufsetzen und um das Befüllen unserer zwei Vier-Liter-Säcke bitten, gehen wir zu weit. Wir werden darauf hingewiesen, daß Wasser ja auch Geld koste, und werden angeplauzt, ob wir unser Wasser nicht an „öffentlichen Brunnen oder so“ holen können. Claudia steht vorsichtshalber ein paar Meter entfernt und hält sich den vorlauten Mund zu, der 100 sarkastische Kommentare hervorblubbern will, Heiko erträgt es mit Fassung und nimmt dankend die gefüllten Säcke in Empfang. Nachdem wir uns über diese unglaubliche Begegnung hervorragend aufgeregt haben, verbringen wir die letzte Nacht im Zelt. Liegen abends noch draußen auf der Decke und bestaunen die Fledermäuse, die uns über die Köpfe flattern. Hören allerlei Gequake und das Platschen von Fischen in einem Teich, und wir sehen einen riesigen Seeadler in ein paar Metern Entfernung vorüberfliegen.
Sehr früh verlassen wir unser Lager, beschließen noch einen kleinen Schwenk zum Krabat-Radweg zu machen, der uns schließlich zum Zug zurückbringt. Am späten Nachmittag erreichen wir Halle und schauen glücklich zurück auf eine plattenfreie Rückenwind-Tour auf super asphaltierten gut ausgeschilderten Wegen, die vielen selbstgeradelten Kilometer von Naja, sind wieder mal stolz auf Jannis, der die gesamte Tour ohne mit der Wimper zu zucken durchgefahren ist.
Fazit
Wir empfehlen diese Runde sehr gern weiter an Familien mit Kindern, Anhänger, Follow-Me-Mitradlern oder Schon-Selbst-Fahrern. Wenn man die gesamte Runde fährt und die von ESTERBAUER empfohlenen Ausflüge oder den einen oder anderen Pausentag macht, eignet sich die Tour hervorragend als Zwei-bis-drei-Wochen-Sommerurlaubsrunde.
Karten und Literatur